99 4721
Die spätere 99 4721 wurde von Henschel & Sohn 1922 mit der Fabriknummer 19514 gebaut und zusammen mit der baugleichen 19515 an die Baufirma Polensky & Zöllner geliefert. Diese setzte beide als Bauloks auf verschiedenen Baustellen ein, zuletzt beim Bau der Autobahn Magdeburg – Helmstedt. Nach der Einstellung der Arbeiten dort Anfang 1940 kamen beide Loks nach Hillersleben (bei Haldensleben, bis heute einer der Zugangspunkte des Militärgeländes Colbitz-Letzlinger Heide) und wurden von Polensky & Zöllner dort vor Bauzügen im Bereich der Kaserne eingesetzt. Kurz vor Kriegsende 1945 wurden die Anlagen in Hillersleben durch die Wehrmacht gesprengt, 19515 wurde dabei schwer beschädigt. Nach Besetzung der Kaserne durch die Rote Armee gingen beide Loks in den Besitz des Landkreises Haldensleben über. Dieser übergab b e i d e Loks der KJI im April 1948. Lok 19514 bekam nach erfolgter Aufarbeitung in eigener Werkstatt die Nummer 22. Am 23. November 1948 wurde die Lok 22 auf 9.000 DM geschätzt, einen Zeitwert von 1.350 DM und 7.650 DM der Wert der eigenen Aufarbeitung. Der Schrottwert der Lok 19515 wurde auf 75 DM festgesetzt. „Die zweite Lok ist durch eine Sprengung total zerstört“, heißt es im Protokoll. Mit ziemlicher Sicherheit wurde die Lok anschließend verschrottet.
Auch nach der Stilllegung des Burger Netzes im September 1965 blieb die 99 4721 noch im Einsatz im Streckenrückbau und zu Rangierarbeiten in Burg. Im Jahre 1966 stand die Lok noch an insgesamt 139 Einsatztagen unter Dampf. Die Rbd Magdeburg hatte angeordnet, bis 10. August 1966 alle Güterwagen zu entladen und dann an der Umladung abzustellen, wenn nötig auch übereinander. Somit sollte das Bahnhofsgelände Burg bis Ende August 1966 geräumt sein und an den Kraftverkehr übergeben werden. Diesen Rangierarbeiten dienten die letzten 5 Einsatztage von 99 4721 im August 1966. Nach der Eintragung von 2 Tagen kalter Betriebsreserve im September endet das Betriebsbuch von 99 4721. Ab 3. September 1966 wird die Lok beim Bw Jerichow als abgestellt geführt.
Noch im Sommer 1966 war geplant gewesen, nach der Räumung des Bahnhofs Burg die Lok 99 4721 bis 30. August 1966 zusammen mit 10 Ow, 2 KB, 1 Kesselwagen und 6 SSw an einen nicht genannten anderen Ort abzufahren und von dort weiter mittels Abbauzug die Strecke abzubauen. Erklärtes Ziel in war es, den Streckenabbau bis 30. Juni 1967 zu beenden. Dieser Plan wurde aber nicht mehr realisiert, die Lok stand ab Ende August 1966 auf einem Gleisrest in Burg abgestellt. Die offizielle z-Stellung erfolgte am 16. Februar 1967, die Ausmusterung am 2. Mai 1967.
Inzwischen interessierte sich die Stadt Halberstadt für die kleine Lok. Am 15. Juni 1967 wurde die Lok mittels Kran in Burg auf einen Transportwagen gesetzt und ins Raw Halberstadt gefahren – Zuglok war 93 1088 des Bw Magdeburg. Dort wurde sie bis 5. Juli 1967 von einer Feierabendbrigade äußerlich aufgearbeitet. Am 6. Juli 1967 erfolgte die Verladung auf einen Tieflader und der Transport durch einen Bergepanzer der Roten Armee zu den Halberstädter Klusbergen. Hier wurde die Lok auf dem Spielplatz der Touristenstation der Jungen Pioniere aufgestellt und am 7. Juli 1967 im Rahmen der Eröffnung des 1. Zentralen Kultur- und Sportfestes der jungen Eisenbahner in Halberstadt offiziell übergeben. Die Übereignung der Lok an die Stadt Halberstadt erfolgte am 4. Juli 1967. Leider musste die Touristenstation im Jahre 1975 aufgegeben werden, da sie sich nach der Vergrößerung der Halberstädter Garnison der Roten Armee zu nahe an der Panzerstraße und der Nahkampfanlage befand. Noch lange blieb die Lok aber Spielplatz für in der Umgebung wohnende Kinder, wurde aber allmählich durch Schrottsammler geplündert. Die letzten Reste der 99 4721 wurden im Frühjahr 1990 bei der Räumung der Nahkampfanlage mit entsorgt. Schade…!!
Technische Daten
Betriebsnummer | 22 |
Bauart | B-n2t |
Höchstgeschwindigkeit | 30 km/h |
Kesseldruck | 12 bar |
Kohlevorrat | 0,5 t |
Länge über Puffer | 6360 mm |
Betriebsgewicht | 15 t |