KJ-1 Geschichte

Der Bau

Der ehemalige Landkreis „Jerichow I“ befand sich östlich von Magdeburg im heutigen Landkreis „Jerichower Land“ des Bundeslandes „Sachsen – Anhalt“. Schon früh kam der Gedanke auf, in diesem Gebiet eine Eisenbahn zu bauen. Der Hauptausschlagpunkt zum Bau dieser Bahn waren wirtschaftliche Aspekte; mussten doch große Mengen an land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln sowie Holz abtransportiert werden. Als einzige Bahnverbindung gab es zu dieser Zeit nur im Norden die Verbindung von Magdeburg nach Berlin.

Am 26. November 1894 lagen die ersten Pläne zum Bau der Strecke von Burg nach Ziesar und von Burg nach Groß Lübars vor. Die Baugenehmigung erhielt der Kreisausschuss vom Magdeburger Regierungspräsidenten am 19. November 1895. Somit war grünes Licht für den Bau unserer Strecke gegeben. Am 4. April 1896 war es geschafft. Feierlich wurden die Streckenabschnitte Burg – Grabow – Magdeburgerforth sowie Burg Zerbster Tor – Stegelitz eröffnet. Rasch folgten am 19. Juli 1896 die Abschnitte Stegelitz – Groß Lübars und Magdeburgerforth – Ziesar Ost. Am 8. Oktober 1896 wurde der Abschnitt Magdeburgerforth – Altengrabow – Groß Lübars fertig gestellt, sowie am 12. Dezember 1896 der Hafenanschluss zum Ihlehafen in Burg. Der zuletzt genannte Abschnitt diente nur dem Güterverkehr. Der bereits begonnene Weiterbau der KJ-I von Ziesar nach Brandenburg wurde wieder eingestellt. Erst im Jahre 1901 bekam die Stadt Ziesar durch die normalspurige Nebenbahn nach Groß Wusterwitz Anschluss in Richtung Brandenburg.

99 4801 am 14.10.2000 mit N 104 bei Lauterbach/Rügen

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Am 29. April 1899 beschloss der Kreisausschuss in Burg den Bau der Strecke von Groß Lübars über Loburg nach Gommern. In Loburg befand sich seit dem 1. Dezember 1892 der Endpunkt der normalspurigen Nebenbahn aus Richtung Biederitz. Da sich in Altengrabow ein großer Truppenübungsplatz befand (und auch heute noch befindet) wurde beschlossen den Abschnitt von Loburg nach Groß Lübars als Dreischienengleis auszubauen. Gleichzeitig musste der bestehende Abschnitt von Groß Lübars nach Altengrabow als Dreischienengleis umgebaut werden. Somit konnten unter Hilfe von Zwischenwagen Normalspurzüge mit Lokomotiven der Kleinbahn nach Altengrabow gezogen werden. Ein aufwendiges Umladen der Züge wurde hiermit überflüssig. Die Zwischenwagen wurden notwendig weil, die Schmalspurbahn und die Normalspurbahn unterschiedliche Kupplungen hatten. Am 6. Dezember 1901 traf die Genehmigung über den Bau des Streckenabschnittes von Groß Lübars nach Gommern vom Regierungspräsidenten aus Magdeburg ein. Schon am 28. Juli 1902 war der Teilabschnitt von Groß Lübars nach Loburg befahrbar. Am 20. April 1903 wurde offiziell der Gesamtabschnitt von Gommern nach Groß Lübars eröffnet.

Die Gesamtstrecke der KJ-I hatte hiermit die beachtliche Länge von 101,6 Kilometern, wovon 14,01 Kilometer als Dreischienengleis ausgebaut waren. Dabei verfügte die Kleinbahn über 43 Bahnhöfe, Haltepunkte und Haltestellen.

202 160 mit RB 7668 am 09.08.1996 hinter Lübars

202 160 mit RB 7668 am 09.08.1996 hinter Lübars

Interessant ist dabei zu erwähnen, dass der Streckenabschnitt von Loburg nach Altengrabow noch heute als Normalspurbahn in Betrieb ist. Leider wurde vor einigen Jahren der fahrplanmäßige Reisezugverkehr auf diesem Abschnitt eingestellt. Es verkehren zur Zeit nur Bedarfsgüterzüge zum Bundeswehr- Truppenübungsplatz Altengrabow und an einigen Tagen im Jahr Diesel – Sonderzüge der Dampfzug – Betriebsgemeinschaft.

 

Die KJ-I Zeit

Der Betrieb auf der KJ-I entwickelte sich gut. Haupttransportprodukte im Güterverkehr waren Zuckerrüben, Kartoffeln, Getreide, Holz, Kohlen und Dünger. Wegen dem steigenden Verkehrsaufkommen musste die KJ-I in den zwanziger Jahren ihren Lok- und Wagenbestand aufstocken. Der betriebliche Mittelpunkt war der Kleinbahnhof in Burg. Hier befanden sich die Werkstatt aller Fahrzeuge und der Sitz der Kleinbahnverwaltung. Außerdem gab es eine Umladerampe für Massengüter wie Kohlen, Kartoffeln und Zuckerrüben. In Gommern wurden hauptsächlich Sand und Steine verladen. Außerdem gab es hier einen Anschluss zur Zuckerfabrik. Während des 2. Weltkrieges wurden in Ziesar West große Mengen an Munition verladen.

Aber auch der Personenverkehr nahm eine positive Entwicklung. Neben dem Berufsverkehr gab es auch einen Ausflugsverkehr in die so genannte „Jerichower Schweiz“. Weiterhin gab es bis Anfang der dreißiger Jahre eine Bahnpost.

Im Jahre 1923 kamen Pläne zur Vereinigung der KJ-I mit der Genthin-Ziesarer Kleinbahn AG auf. Dabei trug man sich mit dem Gedanken die KJ-I auf Regelspur um zubauen. Aber mangels finanzieller Zusagen durch das Deutsche Reich und das Land Preußen wurden diese Pläne nicht verwirklicht. Dadurch konnte sich die KJ-I im Jahre 1936 neue Fahrzeuge leisten. Um 1930 wurde der Reisezugverkehr auf dem Abschnitt Ziesar West – Ziesar Ost eingestellt, im Jahre 1946 auch der Güterverkehr auf diesem Abschnitt. Kurz danach wurde dieser Abschnitt abgebaut.

 

Die DR Zeit

Nach dem Krieg übernahmen die Landesbahnen Sachsen-Anhalt die Betriebsführung auf dem Netz der KJ-I. Am 1. April 1949 ging die gesamte Betriebsführung des Burger Kleinbahnnetzes auf die Deutsche Reichsbahn über. Nach Übernahme durch die DR wurden die durch den Krieg vernachlässigten Gleisanlagen überarbeitet. Weiterhin wurden die Fahrzeuge, die eine Heberleinbremse besaßen, auf Druckluftbremsen umgebaut. Die Lokomotiven der KJ-I wurden in das Rekonstruktionsprogramm der DR aufgenommen. Im Jahre 1956 wurde in Burg eine große Krananlage eröffnet. Somit entfiel das mühsame Umladen der Frachten von Hand. Aber Ende der fünfziger Jahre zeichnete sich schon die drohende Streckenstilllegung ab. 1956 wurde der Verkehr zwischen Burg Umladebahnhof und dem Ihlehafen eingestellt. 1959 wurde der Holzverkehr von fünf Verladestellen auf die Straße verlagert. Auch der Oberbau wurde immer mehr vernachlässigt, sodass die Streckengeschwindigkeiten herabgesetzt werden mussten. Es gab zwar noch Pläne der Rbd Magdeburg im Jahre 1957 über die Aufnahme eines Rollwagenverkehrs sowie einer Verdieselung der Bahn. Aber auch diese Rationalisierungsversuche, sowie der Einsatz des VT 137 600 konnten die Einstellung der KJ-I nicht mehr verhindern.

Bahnhof Leitzkau Foto: Sammlung Swoboda

Bahnhof Leitzkau Foto: Sammlung Swoboda

Die Stilllegung

Am 2. Mai 1960 wurde der Personenverkehr zwischen Gommern und Loburg eingestellt. Der Güterverkehr wurde noch einige Zeit länger aufrecht erhalten. Am 1. Januar 1961 wurde er zwischen Gommern und Leitzkau und am 10. März 1962 zwischen Leitzkau und Loburg eingestellt. Aber erst am 26. Mai 1963 wurde dieser Streckenabschnitt offiziell eingestellt. Mit diesem Datum wurde auch der Dreischienenbetrieb zwischen Loburg und Altengrabow eingestellt. Diesen Abschnitt befuhren ab sofort nur noch Regelspurzüge aus Richtung Biederitz. Am 1. Juli 1965 wurden auf dem Abschnitt Burg Mitte – Lübars der Personen- und Güterverkehr eingestellt. Kurz danach, am 25. September 1965, gab dann unsere Kleinbahn ihren letzten planmäßigen Schnaufer ab. Der Abschnitt von Burg über Magdeburgerforth nach Ziesar West und von Magdeburgerforth nach Altengrabow wurde eingestellt. Damit endet die Geschichte der Kleinbahn des Kreises Jerichow I.

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©2000-2014 Traditionsverein Kleinbahn des Kreises Jerichow I e.V.
Forststraße 6
39291 Magdeburgerforth