Hilft Neun-Euro-Ticket dem Nahverkehr auf dem flachen Land?
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin darf der Beitrag an dieser Stelle wiedergegeben werden:
Hilft Neun-Euro-Ticket dem Nahverkehr auf dem flachen Land?Bürgerforum „Verkehr im ländlichen Raum“ auf Museumsbahnhof in Magdeburgerforth Von Bettina Schütze Die Veranstaltung wurde im Rahmen des von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Projekts „Promoting Europe: Stärkung und Diversifizierung in der außerschulischen (europa)politischen Erwachsenenbildung“ durchgeführt. Der Klimawandel fordert, neben steigenden Benzinpreisen, ein verkehrspolitisches Umdenken. Deshalb stand das Bürgerforum unter dem Motto „Mit Volldampf in die Zukunft!“ Denn vor allem im ländlichen Raum sind die Leute meist schlecht angebunden. Das mussten auch Teilnehmer erkennen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Magdeburgerforth angereist waren. Die Veranstalter stellten Fragen wie „Wie kann der öffentliche Nahverkehr in der Fläche gestärkt und ausgebaut werden?“ und „Welche Rolle spielen dabei der Schienenverkehr und alternative Antriebssysteme?“ in den Mittelpunkt. 75 Prozent der Bevölkerung Sachsen-Anhalts leben im ländlichen Raum. Sven Haller, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Digitales Sachsen-Anhalt, stellte aktuelle Entwicklungen in der Bundes- und Landespolitik mit dem Trend zum ländlichen Raum vor. Schwerpunkte dabei sind nach Aussage des Staatssekretärs die Einbeziehung der ukrainischen Flüchtlinge und zum anderen die Frage, wie man nach dem Ende der Pandemie die Leute wieder in Bus und Bahn bekommen kann. Für die ukrainischen Flüchtlinge gab es mit dem sofortigen Fahren ohne Ticket eine Kulanzlösung. Schwieriger, so Sven Haller, wird es sein, die Fahrgäste für Bus und Bahn wieder zurück zu gewinnen. Während der Pandemie wurde nur noch ein Bruchteil an Passagieren gezählt. Aber die Fixkosten waren weiter hoch. Dazu kommen jetzt noch die steigenden Benzin- und Energiekosten. „Mit dem Neun-Euro-Ticket für die Monate Juni, Juli und August, das bundesweit gilt, kann ein erster Schritt dazu gemacht werden“, so der Staatssekretär. Sven Haller machte auch de utlich, dass die Regionalisierungsmittel am Ende nicht ausreichen werden. Regionalisierungsmittel dienen der Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im Öffentlichen Personennahverkehr als eine Aufgabe der Daseinsvorsorge. Sven Haller: „Die Regierung will die Mittel anheben. Sachsen-Anhalt ist zwingend darauf angewiesen. Passiert das nicht, fallen Züge und Busse aus und es gibt andere Taktungen.“ Ziel müsse es sein, so der Staatssekretär weiter, den Bus- und Bahnverkehr miteinander zu kombinieren. Auch die Verbundstruktur in Sachsen-Anhalt, zum Beispiel Marego in Magdeburg und Umgebung, sollte weiter entwickelt werden. Sven Haller: „Wir müssen attraktive Angebote schaffen.“ In Sachsen-Anhalt sind alle Regionen, bis auf die Oberzentren Halle und Magdeburg, strukturell dem ländlichen Raum zuzuordnen. Kilian Kindelberger, Vorsitzender des Traditionsvereins Kleinbahn des Kreises Jerichow I und Vorsitzender der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgemeinschaft, gab einen kurzen Einblick in die historische Rolle des Schienenverkehrs im ländlichen Raum am Beispiel der Kleinbahn des Kreises Jerichow I. Für Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Landtages) sind attraktivere Angebote im ländlichen Raum, zum Beispiel durch Car-Sharing, ganz wichtig. Die Ideen durch die NASA seinen vorhanden. Es bleibe aber die Frage, ob das Geld dafür da ist. „Wir brauchen eine größere (finanzielle) Wertschätzung.“ Julian Henry Helmut Raab von der Deutschen Bahn AG unterstützte dies. „Car-Sharing könnte für Jugendliche im ländlichen Raum ein attraktives Angebot sein, um zum Beispiel zur Party und zurück zu kommen“. Rüdiger Claus meinte, dass „früher der Bahnhof im Ort im ländlichen Raum was Besonderes war. Heute ist man froh, wenn noch ein Wartehäuschen da ist“. Doreen Krüger, künftige Bürgermeisterin der Stadt Möckern, sieht touristische Sonderfahrten, zum Beispiel auf der Strecke Magdeburg-Loburg, als wichtig an. „Das Interesse dafür ist sehr groß. Deshalb werden wir auch in diesem Jahr wieder solch ein Angebot vorhalten mit dem Ziel, wieder Leben auf die Strecke zu bekommen.“ Andy Neuschulz stellte klar, dass „Entwidmungen von Strecken in der Regel nicht umkehrbar sind. Dafür sind Sonderfahrten auf solchen Strecken möglich“. Dem fügte Rüdiger Claus hinzu, dass, wenn die Kleinbahn in Altengrabow ankommt, es von dort auch Anschluss an andere Strecken gibt. Für Sven Haller hat der ländliche Raum die Aufgabe, attraktiver für Familien und die Jugend zu werden. „Bei noch dünnerer Besiedlung wird es noch schwieriger.“ Andy Neuschulz hob die Wichtigkeit des Schülerverkehrs hervor. „Das sind die Kunden von morgen.“
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