Endspurt zur Wiederinbetriebnahme von „Emma“ startet

Geschrieben am um 13:42
Die betriebsfähige Aufarbeitung der Dampflok 99 4721 (II) „Emma“ schreitet voran. Zum Jahreswechsel konnte die Aufarbeitung des Fahrwerks abgeschlossen werden. Derzeit laufen bereits weitere vorbereitende Arbeiten, um die Endmontage vorzubereiten. Die letzte große Arbeitsphase bis zur Wiederinbetriebnahme soll m Laufe des Jahres startet und erfordert einen nochmaligen Kraftakt. Die „Volksstimme“ (Lokalteil Burg) berichtet zum Stand der Dinge – mit freundlicher Genehmigung der Autorin darf der Beitrag an dieser Stelle wiedergegeben werden.

Aufarbeitung von „Emma“ läuft gut

Zum Jahreswechsel konnte der Kleinbahnverein die Aufarbeitung des Fahrwerks abschließen. Während bereits weitere vorbereitende Arbeiten laufen, wird die letzte große Arbeitsphase bis zur Wiederinbetriebnahme vorbereitet.

Von Bettina Schütze

Magdeburgerforth ● Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten war die Freude groß bei den Kleinbahnern aus Magdeburgerforth: ein weiterer Meilenstein der Wiederinbetriebnahme von „Emma“, der Vereins-Dampflok war geschafft. Die Aufarbeitung des Fahrwerks konnte erfolgreich abgeschlossen werden.

Was bisher geschah

Rückblende: im Jahr 2015 konnten die Eisenbahnfreunde unverhofft eine kleine Dampflok übernehmen. Die 1935 gebaute Maschine hört auf die Nummer 99 4721 und wurde auf „Emma“ getauft. Das Ziel ist, die Maschine wieder betriebsfähig aufzubauen und im Museumsbetrieb um Magdeburgerforth einzusetzen. Nachdem die notwendigen Papiere, die bei Übernahme der Lok fehlten, nachbeschafft wurden, ging es ganz praktisch los. Zunächst mit dem Kauf von Ersatzteilen. Danach wurde das Kernstück – der Kessel – aufgearbeitet. Und schließlich das Fahrwerk mit Rädern, Zylinder und Gestänge im Sommer 2023 in die Fachwerkstatt der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH (RVE) im erzgebirgischen Marienberg gebracht.

Aufarbeitung des Fahrwerks

Genau dieses Fahrwerk konnte bis Ende 2024 vollständig restauriert werden. Nachdem unerwartete Schäden entdeckt wurden, mussten zusätzliche Teile repariert oder gar neu angefertigt werden. „Einige Arbeitsschritte waren nacheinander auszuführen, so dass sich ein kritischer Pfad ergab“, erklärt Benjamin Ebrecht vom Kleinbahnverein. Dabei sind verschiedene dritte Fachbetriebe eingebunden worden, wo es mit Blick auf den allseits sichtbaren Fachkräftemangel immer wieder zu Wartezeiten kam. „Auch wenn es zu Verzögerungen kam, überwiegt die Freude über den Fortschritt und – nicht ganz unwichtig – dass auch aus finanzieller Sicht dieser große Schritt erfolgreich abgeschlossen ist“, ergänzt Ebrecht.
Nachdem im Herbst 2024 alle Teile repariert bzw. neu in Marienberg eingetroffen waren, konnte der Zusammenbau erfolgen: der zuvor bearbeitete Hauptrahmen wurde mit einem Kran wieder auf die Radsätze gebracht. „Eingeachst“, wie Eisenbahner das nennen. Schließlich wurden auch das Gestänge mit neuen Zapfen komplettiert. So wurden die Arbeiten am Fahrwerk mit einer Rollprobe in der Werkhalle erfolgreich abgeschlossen.
Im Nachgang soll die Steuerung der Dampfmaschine voreingestellt werden – das ist bereits eine erste, vorbereitende Arbeit für den späteren Fahrbetrieb, die für einen runden Lauf der Dampfmaschine sorgt. Eine Feineinstellung erfolgt dann nochmals, wenn die Lok schließlich unter Dampf steht.

Nahtlose Fortsetzung

Der aufgearbeitete Rahmen wird nach Rückankunft der Radsätze wieder auf diese aufgesetzt. Foto: Benjamin Ebrecht

Aktuell laufen die Arbeiten in Marienberg weiter: ohne Unterbrechung wurden weitere Zwischenarbeiten begonnen, um den endgültigen Zusammenbau der Lok vorzubereiten. Zu diesem Zweck konnte der Verein 2024 nochmals Fördermittel von der Nahverkehrsgesellschaft NASA aus dem Programm „Technische Denkmäler“ einwerben.
Die Dampflokexperten in Marienberg haben derzeit den Aschkasten im Fokus: er ist ein besonders wichtiges Bauteil und nimmt u.a. auch unvollständig verbrannte Reste unterhalb des Rosts auf. Damit gehört er zu den sog. funkenflugvermindernden Einrichtungen. Glühende Reste können dort im Fahrbetrieb mit Wasser abgelöscht werden. Zudem werden eingebaute Luftklappen zur Steuerung der Feueranfachung genutzt.
Entgegen erster Befürchtungen muss der Aschkasten nicht neu gebaut werden. Rostansätze stellten sich als oberflächlich heraus, so dass das bestehende Teil weiter genutzt und für optimale Funktion umgebaut werden kann.
Wenn der Aschkasten fertig ist, wird dieser in den Rahmen eingelassen. Das ist die Voraussetzung dafür, den bereits aufgearbeiteten Kessel aufsetzen zu können, wodurch aus vielen Baugruppen bereits wieder ein großes Werkstück entstehen wird.

Zusammenbau vor Start

„Die Endmontage vor der Inbetriebnahme wird nochmal ein großer Kraftakt“, erläutert Ebrecht. Es stünden nochmal vielseitige Arbeiten an. So sind größere Metallarbeiten nötig, um die seitlichen Vorratsbehälter und das Führerhaus wieder aufzusetzen. Viele dampfführende Rohre müssten individuell an die Lok angepasst werden. Der Kleinbahner konstatiert: „Das wird besonders viele Arbeitsstunden fressen. Leider können wir aus der Ferne in Magdeburgerforth dabei nicht praktisch unterstützen.“
Darüber hinaus seien einige Funktionsgruppen zu vervollständigen: so ist die Elektrik zu installieren und samt dampfbetriebenem Generator in Betrieb zu nehmen. Der mechanische Teil der Bremse ist mit dem Fahrwerk bereits aufgearbeitet und auch die dampfbetriebene Luftpumpe schon vorhanden. Nun gelte es, die Pumpe – immerhin eine viertel Tonne schwer –, Druckluftbehälter und Bedienventile für den Lokführer einzubauen.
Die Schmieranlage wird mit einem Kurbelwellenantrieb an das nun aufgearbeitete Fahrwerk angeschlossen werden. Und nicht zuletzt sind auch Glocke und Pfeife vorzusehen, die der Lok ihren charakteristischen Klang verleihen werden.
„Für die Endmontage erwarten wir nochmal Kosten um 150.000 €. Deshalb bereitet der Verein erneut Förderanträge vor, ist aber gleichzeitig auf weitere Spenden angewiesen, um die Eigenanteile stemmen zu können“, so Ebrecht.

Fördermittel und Spenden

Durch Fördermittel und Spenden konnten für Emma bereits knapp 250.000 € finanziert werden. „Davon sind etwa 78.000 € in mehreren hundert Spenden zusammengekommen. Das ist ein großartiges Zwischenergebnis und zeigt, dass Mitglieder und Bahnfreunde gemeinsam auf eine dampfende ‘Emma‘ hinfiebern“, freut sich Ebrecht.

Weitere Planung

Nach den Verzögerungen bei der Fahrwerksaufarbeitung musste der Zeitplan angepasst werden: „Der kühne Traum, die Lok zum 25-jährigen Vereinsjubiläum im September in Magdeburgerforth dampfen zu sehen, wird sich leider nicht erfüllen lassen“, erklärt der Kleinbahner. „Wir arbeiten darauf hin, die Lok stattdessen in der Fahrsaison 2026 einsetzen zu können“.
Nach der Endmontage sind Probefahrten in der Nähe der Werkstatt in Sachsen geplant. So könnten etwaige Nacharbeiten nach einem ersten Einsatz ohne große Wege erledigt werden. Erst dann folgt der Rücktransport zur Museumsbahn in Magdeburgerforth.
Parallel dazu geht die Ausbildung von Personal für den Dampfbetrieb weiter. Nach ersten Erfolgen wird die Dampftechnik auch beim turnusmäßigen Dienstunterricht Thema sein, welcher im März in Magdeburgerforth stattfinden wird.
Weitere Interessenten unter den Mitgliedern wollen 2025 entsprechende Lehrgänge besuchen.

Der Beitrag ist ebenfalls digital bei der „Volksstimme“ erschienen: https://www.volksstimme.de/lokal/burg/kult-dampflok-emma-magdeburgerforth-2026-4012577

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