Wie es mit Dampflok „Emma“ weitergeht
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin darf der Beitrag an dieser Stelle wiedergegeben werden:
Wie es mit Dampflok „Emma“ weitergehtKleinbahnfreunde aus dem Jerichower Land haben mit Dampflok „Emma“ ein Kleinod. „Emma“ braucht noch reichlich Pflege, bis sie 2025 oder 2026 wieder rollen kann. Von Bettina Schütze Magdeburgerforth ● Auf die immer wieder gestellte Frage, wann „Emma“ denn endgültig unter Dampf bei den Kleinbahnfreunden in Magdeburgerforth erlebt werden kann, möchte sich Benjamin Ebrecht, Mitglied des Traditionsvereins Kleinbahn des Kreises Jerichow I, noch nicht festlegen: „Ein erster Einsatz zum 25. Vereinsgeburtstag im Herbst kommenden Jahres wäre unser Traum.“ Ob das zu schaffen sei, hänge neben den Unwägbarkeiten der historischen Technik aber auch daran, wie schnell die notwendigen Mittel beschafft werden können, meint er. Doch auch wenn die Lok erst in der Fahrsaison 2026 zu erleben ist, wären die Kleinbahnfreunde überglücklich. Bis dahin wollen sie weitere Mitglieder zu Heizern und Dampflokführern ausbilden. Mit dem aktuellen Finanzierungsstand von fast 200.000 Euro sei ein Großteil des Mammutprojekts aber bereits geschafft und „die Wiederinbetriebnahme von Emma eigentlich nicht mehr zu stoppen“. Auch der letzte große Meilenstein soll kombiniert aus Spenden und Fördermitteln gestemmt werden. „Wir haben einen Haufen Stahl übernommen, aber ohne jegliche Papiere. Ohne Betriebsbuch hatten wir anfangs nichts, wo ein Prüfer seinen Abnahmestempel hätte druntersetzen können“, so Benjamin Ebrecht. Mit der Unterstützung aus Rumänien, wo die Lok 2006 repariert wurde, konnte diese Hürde gemeistert und ein neues Betriebsbuch erlangt werden. Danach wurde im Jahr 2018 begonnen, „Emma“ betriebsfähig neu aufzubauen. Parallel hat der Verein die Spendenaktion „Emma soll wieder dampfen“ ins Leben gerufen. Nach Crowdfunding-Vorbild erhalten die Spender je nach Summe ein kleines „Dankeschön“ wie Sonderfahrkarten oder einen Abguss von „Emmas“ Kesselschild. Auf diese Weise sind bereits mehr als 65.000 Euro von mehr als 300 Spendern gegeben worden. „Wir sind unheimlich stolz, dass diese Summe bereits zusammengekommen ist. Manches Mitglied hätte solche Summen nicht für möglich gehalten“, sagt Ebrecht. Parallel dazu wirbt der Verein um Fördermittel. Die Lotto-Toto GmbH Sachsen Anhalt hatte bereits die Aufarbeitung des Kessels mit 28.000 Euro bezuschusst. Aufarbeitung des Fahrwerkes Der aktuelle Meilenstein ist die Aufarbeitung des Fahrwerks. Dieses Ziel umfasst drei weitere Teil- Spendenziele für den Wiederaufbau von Rahmen, Laufwerk und Triebwerk der Lok. Auch hier war der Verein in Sachen Fördermitteln erfolgreich. Ebrecht freut sich: „Wir konnten in einer Kofinanzierung nochmals Lotto Sachsen-Anhalt gewinnen sowie die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA). Beide stemmen zusammen mehr als zwei Drittel des etwa 150.000 Euro teuren Meilensteins.“ Einer der wichtigsten Schritte bei der Wiederinbetriebnahme der Dampflok sei damit in Umsetzung. Die Lok selbst befindet sich seit einiger Zeit im erzgebirgischen Marienberg. Dort gibt es eine auf historische Schmalspurfahrzeuge spezialisierte Fachwerkstatt, die bereits den Kessel aufgearbeitet hat. Im Sommer 2023 wurde auch das Fahrwerk in die Werkstatt gebracht und mit den Arbeiten begonnen. Das gesamte Fahrwerk wurde in seine Einzelteile zerlegt und der Hauptrahmen danach repariert und neu lackiert. Heute sind bereits einzelne Anbauteile wieder montiert, nachdem sie ebenfalls begutachtet und bei Bedarf bearbeitet wurden. Zwischenzeitlich traten jedoch Schäden zu Tage, mit denen so niemand rechnete: „Bei der Ultraschallprüfung der Radsätze zeigten sich Risse am Übergang von der sogenannten Gegenkurbel zum Treibzapfen, der offenbar zuvor schon einmal per Schweißung repariert wurde.“ Ein endgültiger Abriss im laufenden Betrieb würde horrende Schäden an der Dampfmaschine nach sich ziehen, so dass die Experten aus Marienberg einstimmig zum Neubau dieser Partie rieten. Vor wenigen Tagen wurden die als Ersatz neu gebauten Treibzapfen eingepresst; in einer weiteren Fachwerkstatt im Wintersportort Oberwiesenthal an der Fichtelbergbahn sollen die ebenfalls neuen Gegenkurbeln montiert werden. Weitere Schäden erkannt Auf ähnliche Weise wurden an mehreren weiteren Teilen Reparaturen notwendig, was erst im Laufe des Projekts sichtbar wurde. „Mit Umschichtungen im Finanzplan konnten wir diese Zusatzaufwände bisher kompensieren und hoffen, im kalkulierten Rahmen bleiben zu können“, erklärt Ebrecht. Bei historischer Technik könne man trotz vorab erfolgter Begutachtung nie genau wissen, welche Probleme einen erwarten, heißt es weiter. Manche Schäden würden erst sichtbar, wenn die Lok demontiert ist. „Dennoch sind wir auf weitere Spenden angewiesen, um jetzt und bei den weiteren Schritten einen möglichst großen Teil der bewilligten Fördermittel auch abrufen zu können“, so Ebrecht. Die Marienberger Werkstatt, die die Reparatur der Radsätze konstruktiv betreut, wartet auf die Rückkehr beider Radsätze, deren Laufflächen und Lager ebenfalls bearbeitet wurden. Soweit das vorab möglich ist, sind dort am Hauptrahmen bereits wieder einige Anbauteile montiert. Der vollständige Zusammenbau des Fahrwerks kann jedoch erst vorgenommen werden, wenn die reparierten Radsätze aus Oberwiesenthal eintreffen. Der Kleinbahnverein hofft, dass der Zusammenbau im Sommer dieses Jahres abgeschlossen werden kann. „Danach steht der Bau eines neuen Aschkastens an, der in den Hauptrahmen eingelassen wird. Er sitzt unterhalb der Feuerbüchse, verfügt über eine Näss-Einrichtung und nimmt Rückstände des Feuerbetts auf. So soll verhindert werden, dass glühende Asche auf die Strecke gelangt.“ Sobald der neue Aschkasten gefertigt ist, kann der bereits aufgearbeitete Kessel auf das dann ebenfalls aufgefrischte Fahrwerk montiert werden. „Wenn der Kessel aufgesetzt ist, haben wir ein großes Werkstück, das dann endgültig komplettiert werden kann“, erklärt Ebrecht voller Vorfreude. Eine neue Bremse Damit soll zum Jahresende 2024 die letzte große Hürde bei der Wiederinbetriebnahme von „Emma“ eingeläutet werden: die besteht aus dem vollständigen Zusammenbau und der Inbetriebnahme der Lok. „Auch in diesem Bauabschnitt ist die Neufertigung einiger Teile notwendig. Beispielsweise erhält die Lok bei uns eine vollständige Bremsausrüstung, die sie in ihrem bisherigen Leben so nicht hatte“, so Ebrecht weiter. Die Eisenbahnfreunde erwarten, dass der dann letzte Bauabschnitt nochmal mindestens 150.000 Euro verschlingt. Individuelle Anpassungen und die aufwendige Verrohrung aller mit Dampf und Druckluft betriebenen Teile seien dabei die Kostentreiber. „Leider können wir die Summe im letzten Schritt kaum durch Eigenleistungen drücken. Die Verrohrung muss am Standort der Dampflok erfolgen, auch wäre unsere Werkstatt in Magdeburgerforth dafür kaum passend ausgerüstet“, erklärt Benjamin Ebrecht abschließend. |
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